Flensburger Tageblatt 2009

Kein Flüsterer – ein Tänzer!

Wolfgang Marlie ist ein erfahrener Reiter, der die Kommunikation mit Tieren liebt

Klingenberg/emd – Er ist kein Robert Redford – er ist besser, denn er schauspielert nicht, sondern lebt die Faszination Pferd. In Berichten wird Wolfgang Marlie oft als deutscher Pferdeflüsterer in einem Atemzug mit Monty Roberts genannt, aber wer ihn kennen gelernt hat, weiß, dass er sich daraus nicht viel macht.

Wolfgang Marlie gilt als einer der besten Reitlehrer Schleswig Holsteins. Sein Hof, Reiterpension Marlie, erhielt als Ausbildungsbetrieb in der Fachzeitschrift Cavallo maximale Punktzahl: drei Hufeisen. Gemeinsam mit seiner Frau führt er seit über 30 Jahren fort, was er mit seiner Mutter einst aufbaute: Einen Reiterhof mit rundum guter Betreuung für Tier und Mensch. Der gute Ruf hallt bis nach Hongkong, woher der entfernteste Stammgast der Pension jährlich an den Großen Pönitzer See reist.

Als Wolfgang Marlie 1954 das Reiten lernte, waren Pferde für Broterwerb und Militärgebrauch da. Der theoretische Reitunterricht vom artgerechten Umgang mit dem Tier und die erlebte Praxis unterschieden sich für Marlie erheblich. Es fehlte das Hineinversetzen, das Hinterfragen: Weshalb reagiert das Pferd so, wenn ich doch etwas ganz anderes von ihm möchte, erklärt Marlie. Frustrierende Situationen und erfolggekrönte Erlebnisse brachten ihm die Erkenntnis, dass es offensichtlich viel mehr bringt, wenn man seinem Gegenüber Respekt und Herzenswärme entgegnet.

Wenn ein Gast mit seinem Pferd zum Hof kommt, beobachtet Marlie den Umgang zwischen Pferd und Reiter, erfragt die Vorstellungen. Wir arbeiten mit den vorhandenen Möglichkeiten, die beide haben. Nicht mit den Fehlern, erklärt Marlie. Eine Stunde auf dem Pferderücken wird so schnell zu einer Selbsttherapie. Man muss sich hinterfragen, Vertrauen zum Pferd aufbauen und es verstehen wollen. Ein Pferd ist von Hause aus freundlich, sensibel und nicht böse oder problematisch. Wir Reiter übertragen unbewusst unsere Launen, die es nicht verstehen kann, sagt Marlie. Sein Wunsch: Ich möchte mit Pferden tanzen können.“ Und er kann es. Es sind die Jahre an Erfahrung und das Offensein für neue Einflüsse von Besuchern und Tieren, die den faszinierten Pferdetänzer immer tiefer in die Sprache der Pferde eintauchen lassen. Und das Schöne: Er gibt jedem Besucher ein Stück davon mit auf den Weg.

Flensburger Tageblatt 2009: Kein Flüsterer – ein Tänzer!

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