Pegasus: Interview mit Wolfgang Marlie

"Ich beschäftige mich nicht mit Pferden, um ein äusseres Ziel zu erreichen"

Herr Marlie, was wollen Sie Ihren Reitschülern im Unterricht vermitteln?

Mir geht es im Unterricht vor allem um Lebensqualität und Lebensfreude, um die Leichtigkeit des Seins. Ich möchte andere an dem Glücksgefühl teilhaben lassen, das ich im Umgang mit Pferden erlebt habe.

Und wie erreichen Sie das?

Ich biete Ihnen Möglichkeiten an, die auf meinen eigenen positiven und negativen Erfahrungen aus über vierzig Jahren basieren. Ich gebe meine Erkenntnisse weiter, damit nicht jeder alle Fehler machen und Irrwege beschreiten muss, die ich gemacht habe. Jeder ist dazu begabt, mit Pferden umzugehen, ich möchte meinen Schülern die Chance geben, ihr Talent zu entdecken und herauszufinden, was an Genialität in ihnen steckt.

Wollen Sie damit sagen, jeder sei im Prinzip dazu fähig, eine S-Dressur zu reiten oder ein Pferdeflüsterer zu sein?

Jein, aber darum geht es gar nicht. Ich beschäftige mich nicht mit Pferden, um ein äusseres Ziel zu erreichen. Wer seine Zufriedenheit beim Reiten (und sonst im Leben) von äusseren Erfolgserlebnissen wie zum Beispiel Turniersiegen abhängig macht, den wird der Umgang mit Pferden nie wirklich glücklich machen. In der Beschäftigung mit dem Pferd selbst, im gemeinsamen Tun und Erleben liegt für mich Glück und Wohlbefinden, nicht im Ergebnis. 

Mit Talent meine ich: Jeder, der mit Liebe und Begeisterung auf ein Pferd zugeht, kann so mit ihm arbeiten, dass es sich wie von Zauberhand bewegt.

Heisst das, dass Sie es ablehnen, mit dem Pferd überhaupt irgend etwas erreichen zu wollen?

Nein, natürlich braucht man Ziele, irgendetwas, auf das man hinarbeitet. Ich habe auch nichts dagegen, wenn jemand Turniere reiten will. Aber das Glück liegt im Tun, nicht im Erreichen von Zielen. Wenn Sie zum Beispiel ein Puzzle zusammenlegen, tun Sie das in der Regel, weil Ihnen das Puzzeln an sich Spass macht und nicht, weil Sie sich das fertige Bild am Ende an die Wand hängen wollen. Genauso sollte es mit dem Reiten sein. Das Erarbeiten einer Aufgabe, das Herausfinden, wie ich dem Pferd etwas beibringen kann, das ist doch das eigentlich Spannende.

Macht Ihnen das unterrichten nach so langer Zeit selbst immer noch Spass?

Ja, sonst würde ich es nicht tun! Ich lerne selbst ständig von meinen Schülern und den Pferden, deshalb sehe ich den Reitunterricht als Teamwork. Wir entwickeln uns gemeinsam weiter - und das macht mir Spass!

Zeitschrift Pegasus - Interview mit Wolfgang Marlie

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